Gamification: Bleiben Sie im Spiel
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es kommt, dass selbst hyperaktive Kinder beim Computerspielen „Sitzfleisch“ bekommen und in höchster Konzentration beeindruckende Beharrlichkeit an den Tag legen? Tatsächlich kann man sich von ihnen einiges für die eigene Performance und Zusammenarbeit mit anderen abschauen. Gamification nennt sich dieser methodische Ansatz, der nicht bedeutet, in der Arbeitszeit zu spielen. Vielmehr geht es darum, Faktoren, die die Faszination von Spielen ausmachen, auf den Businesskontext zu übertragen.
Einer für alle, alle für eine gemeinsame Mission
Wir reservieren Spiele in unserem Denken für die Zeit der Kindheit und der Freizeit. Als Erwachsene spielen wir eher Strategie- und Gesellschaftsspiele, Tennis oder Klavier. Dabei wird jedes Spiel von einem Gefühl der Spannung und Freude begleitet, so der Kulturhistoriker Johan Huizinga. Fragt sich, warum so etwas nur in der Freizeit und im Sport und nicht auch bei beruflichen Aufgaben erlebbar sein soll? Diese Frage ist umso berechtigter, als sich auch wichtige Erkenntnisse für die erfolgreiche Kooperation von Teams aus jedem Spiel ableiten lassen.
Wussten Sie zum Beispiel, dass sich COMpetition aus GEMEINSAM suchen ableitet? Oder dass KONkurrenz das lateinische „Con“ und nicht „Contra“ als Vorsilbe enthält. Wörtlich heißt es MITEINANDER laufen. Die Wortbedeutung meint also keineswegs das Gegeneinanderspielen, bei der Zeit und wertvolle Energie verloren gehen, die doch sinnvoller in die gemeinsame Zielerreichung investiert sind. Worum es geht: den persönlichen Ansporn. Das erfolgversprechende Prinzip von Colaboration bringt die japanische Weisheit auf den Punkt: „Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen. Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst.“
Die Jagd nach dem besseren Ich
Wie können Sie als Führungskraft spielerische Leistungsstärke fördern? Wir haben einige Anregungen für Sie zusammengestellt:
- Die Einsatzbereitschaft eines jeden Spiels lebt von fixen Zielen. Erst wenn klar ist, worum es geht und worauf es hinausläuft, beginnen wir. Nicht anders verhält es sich im beruflichen Kontext. Attraktive, verbindliche Ziele ermöglichen die Fokussierung und stärken das Durchhaltevermögen. Entscheidend ist dabei auch, den Sinn von Aufgaben zu vermitteln − beispielsweise durch sinnstiftende Dialoge: „Was macht Ihren Einsatz wertvoll?“ oder „Wie tragen Sie zum Unternehmenserfolg bei?“
- Die meisten Spiele funktionieren durch Spielregeln, bieten aber auch den nötigen Freiraum für eigene Entscheidungen und Strategien. Regeln ermöglichen das Zusammenspiel, eine Überdosis allerdings erstickt jede Kreativität. Diese Balance ist auch für Unternehmen bedeutsam. Denn je mehr externe Vorgaben es gibt, desto wichtiger ist es, Chancen zur eigenen Gestaltung zur Verfügung zu haben.
- Im Spiel sind wir stets über den Spielstand informiert. Das spornt an. Eine der wichtigsten Aufgaben von Führung ist es auch, Feedback zu geben. Das erhöht die Motivation. Gesteigert wird diese übrigens ebenso, wenn Führungskräfte das Prinzip der Gamification vorleben und damit anderen schmackhaft machen.
- Spiele sind für uns auch deshalb so faszinierend, weil sich der Spiellevel unseren Fähigkeiten anpasst, die sich steigern, je erfolgreicher wir werden. Jene organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, die zu den Stärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter passen und ihre Eigenwirksamkeit fördern – das ist die Aufgabe von Führungskräften. Wir wollen uns weiterentwickeln. Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven zu bieten, ist daher entscheidend.
Bei den Olympischen Spielen 2006 ging mehr als die Hälfte der Herren-Ski-Medaillen an Österreich. Der Erfolgstrainer der Herren-Nationalmannschaft, Toni Giger, wurde daraufhin gefragt, wie er es schafft, das Team zusammenzuhalten, wo doch die Teamkollegen die schärfsten Konkurrenten sind. Er antwortete, dass kein Schifahrer gut Schi fahren kann, wenn er mit seiner Aufmerksamkeit bei den Herausforderern ist. Er muss sich auf sich selbst konzentrieren. Wie im Spiel.
Lesen Sie mehr dazu im neuen Hernstein Management Report: Gamification und Playful Business.