Unter reger Teilnahme eines interessierten Publikums haben wir uns einen Nachmittag lang damit beschäftigt, wie ESG & Sustainable Finance bestehende Prozesse & Strukturen in Unternehmen beeinflussen werden. Und insbesondere auch damit, welche Berufs- und Karriereperspektiven dadurch eröffnet werden. Sehen wir die zahlreichen Job-Postings, kann man bereits jetzt davon ausgehen, dass ESG-EpertInnen & MitarbeiterInnen mit ESG-Expertise stark nachgefragt werden.
Einen kurzen Überblick über die einzelnen Vorträge finden Sie hier:
Heidrun Kopp ist einleitend auf die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen eingegangen, insbesondere auch auf die Fülle an „Job-Postings“, die ESG-ExpertInnen für de facto alle Unternehmensbereiche suchen. Zu erwarten sind darüber hinaus auch gänzlich neue Berufsprofile wie z. B. den Chief Sustainability Officer.
Lars Maydell (Maydell Advise), der seit vielen Jahren Top-ManagerInnen erfolgreich coacht, hat eindrucksvoll ausgeführt, welche Kompetenzen Führungskräfte, MitarbeiterInnen und schließlich Unternehmen benötigen, um die „Transition“ in eine klimaneutrale Organisation zu schaffen. ESG kann nicht ausschließlich von einer Abteilung erledigt werden, es erfordert eine systemische Betrachtung, und die Zusammenarbeit vieler KollegInnen – bereichs- und abteilungsübergreifend.
Günther Hanslik, Partner bei CMS Rechtsanwälte, hat es geschafft, die Essenz von Nachhaltigkeitsrisiken und die Bedeutung von ESG im Finanzierungsbereich anschaulich darzulegen. Die Steuerung von Finanzierungsströmen durch neue Kriterien bei der Kreditvergabe bietet für viele Unternehmen eine Chance, und könnte für andere zur Herausforderung werden. In jedem Fall ist aktuelles technisches Wissen für die Abwicklung derartiger Transaktionen auf beiden Seiten gefragt: beim Kreditinstitut und beim Unternehmen.
Der Nachhaltigkeit wird immer vorgeworfen, dass sich zwar jede/-r darunter etwas vorstellen kann, aber nicht notwendigerweise das Gleiche (@Votaw). Die einheitliche, europäische Klassifizierung, was eine nachhaltige Wirtschaftstätigkeit ist – festgelegt in der EU-Taxonomie – wurde von Stefan Sengelin (BMK), vorgestellt. Dabei wurden Themen von EU-Aktionsplan, Green Deal über die 6 Umweltziele bis zu den 9 Kapiteln und Unterkapiteln der EU-Taxonomie besprochen. Quizfragen vor einzelnen Kapiteln haben auch Profis unter den TeilnehmerInnen gefordert, und bei der Auflösung zu lebhaften Diskussionen geführt.
Nachhaltigkeit wird in Zukunft von Daten, Fakten & Zahlen bestimmt werden, u. a. vom jeweiligen C02-Fußabdruck, den Unternehmen bei ihrer Produktion verursachen. Miriam Rieger (ClimatePartner) hat uns hinsichtlich des Carbon Accountings erklärt, was sich hinter scope 1, 2 und insbesondere 3 verbirgt. Mitgenommen haben wir dabei, dass diese Berechnungen durchaus anspruchsvoll sind, und dass man auch den C02-Fußabdruck von Giro-/Sparkonten und Fonds berechnen kann. Ein interessantes neues Berufsbild im Finanzsektor.
Die nicht-finanzielle Berichterstattung in Form der neuen EU-Richtlinie (CSRD – Corporate Sustainability Reporting Directive) wurde von Sanela Terko und Matthias Hrinkow (beide BDO Austria) ausgeführt. Die Änderungen werden dazu führen, dass sich die Zahl der Unternehmen, die in Österreich nicht-finanzielle Informationen im Geschäftsbericht (Lagebericht) berichten müssen, sprunghaft erhöhen wird: von jetzt 80 Unternehmen auf rund 2.000 Unternehmen. Damit sind also nicht mehr nur „die ganz Großen“ betroffen, und müssen sich mit der EU-Taxonomie, Carbon Accounting und schließlich dem nicht-finanziellen Reporting beschäftigen.
Schließlich haben wir auch einen Einblick bekommen, was das auf EU-Ebene diskutierte Lieferkettengesetz (in Deutschland seit Jänner 2023 als „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ in Kraft) in einem Unternehmen konkret bedeutet. Tanja Dietrich-Hübner von der REWE Group (u. a. Billa, Billa Plus) hat anschaulich gezeigt, was an Prozessen & Strukturen erforderlich ist, um der ökologischen und sozialen Verantwortung in der globalen Lieferkette gerecht zu werden. Die Expertise von zahlreichen MitarbeiterInnen ist dabei entlang des Prozesses erforderlich.
Für alle diese Anforderungen hat die Vienna Management Academy by FHWien der WKW die passende Weiterbildung: vom 6-tägigen „Kompaktseminar: ESG & Sustainable Finance“ bis zum 3-semestrigen MBA in Sustainable Finance Management.
Fragen und Diskussionen untereinander und mit den vortragenden ExpertInnen haben während der Vorträge und auch beim anschließenden Get2together bei Wein und Brötchen für einen angeregten Erfahrungsaustausch gesorgt.